Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, dann will ich mein Bestes geben!

Sonntag, 1. Mai 2005 um 00:00
Lange Zeit habe ich mich gefragt, was verbindest du mit dem Wort Sport für Werte. Hierbei sind mir schnell Begriffe wie Fairness, Toleranz, Solidargemeinschaft, soziales Miteinander, Integration und soziales Lernen eingefallen. Werte, die seit Jahren dem Sport ein Profil in der Öffentlichkeit geben und die in den letzten Wochen und Monaten auch immer wieder als Grundlagen benannt wurden, warum der Sport ein wichtiger Faktor im gesellschaftlichen System in Deutschland ist und keine finanziellen Sparmaßnahmen erfahren darf. Wie oft wird in dieser Diskussion angeführt, dass diese Werte durch den Sport den jungen Menschen bereits vermittelt werden, da die ältere Generation diese Werte lebt und akzeptiert.
Seit ein paar Monaten sind bei mir Zweifel aufgekommen, ob es im Inline Speedskating nicht eine bedenkliche Entwicklung in diesem Bereich gibt. Natürlich sind nicht alle Speedskater frei von diesen Werten, aber bei den letzten Rennen war zu beobachten, dass diese Werte teilweise deutlich auf der Strecke bleiben. Der Ruf nach Schiedsrichtern und immer mehr Schiedsrichtern wird immer lauter in Deutschland, aber vielleicht können wir uns alle gemeinsam auf diese Werte wie der besinnen und es ist nicht so, dass wir zusätzliche Schiedsrichter benötigen, damit die Schiedsrichter einen Hauptteil ihrer Arbeit damit verrichten, dass sie Sportler nachweisen, dass sie die Regeln nicht einhalten.
So wird einem Schiedsrichter gern vor dem Rennen mitgeteilt, dass man aus einem anderen Startblock starten würde, denn der Schiedsrichter müsste ja erst einmal nachweisen, dass dies so sei und im Übrigen sei einem Disqualifikation egal, denn man habe seinem Kollegen helfen wollen und der hätte jetzt einen guten Platz.
Liebstes Alibi des Skaters in den letzten Wochen sind ehrenamtliche Helfer, die geben am Start falsche Auskünfte, weisen den Sportler in die falsche Gasse ein oder haben sich bei den Runden verzählt, so dass der Sportler zu wenig Runden gelaufen ist und dann das Rennen frühzeitig beendet. Bei der Vielzahl von Helfern bei Rennen ist dies nur natürlich, dass es irgendwann immer greift dies Alibi, denn es wird immer Helfer geben, die sich nicht an Regeln und Absprachen halten bzw. diese Einweisungen nicht kennen.
Gern wird auch ohne Startnummer gelaufen, denn dann kann mich der Schiedsrichter im Rennen nicht an der Nummer erkennen und auch keine Sanktionen aussprechen. So kann ich mir Vorteile verschaffen und am Start zeige ich die Nummer kurz vor, damit ich in die richtige Gruppe komme. Es macht diesen Skatern auch nichts aus, dass dann ehrenamtliche Helfer wie beim Erkennungsdienst die Personen ermitteln dürfen. Die Folge ist nur, dass die ehrlichen Sportler auf die Ergebnisse warten müssen, aber was macht das schön.
Ansagen von Moderatoren gilt es in der Regel zu ignorieren, denn es gibt immer die Aussage: „Ich bin am Start so aufgeregt und einen Schiedsrichter habe ich nicht gesehen.“ Ist auch schwer möglich, da die DRIV Schiedsrichter immer weiße Kleidung anhaben und meistens auch ein DRIV Poloshirt. Auf Ansagen von Moderatoren zu hören, die vom DRIV eingewiesen sind, ist auch lästig, denn dann muss ich im Nachgang nur die Regeln einhalten. Außerdem wird mir so eine Entschuldigung genommen, damit ich mich vielleicht nicht an die Regeln halten muss.
Gern wird im Sport über die Szene von Lance Armstrong und Jan Ulrich bei der Tour de France berichtet. Hier haben zwei Gegner gewartet, um dann im fairen sportlichen Duell den Gewinner zu ermitteln. Bei Skatern wird diese Möglichkeit gern gesehen, um sich vom Feld abzusetzen. Was soll ich warten, wenn ich einen Vorteil habe? Belächelt werden Skater, die diese Regel einhalten. Zum Glück gibt es auch hier ein paar Skater, die auch diese Regeln einhalten.
Skater sind ideenreich. So werden neuerdings sogar Startpässe nachgemacht, damit ich die Vorteile der DRIV Lizenz nutzen kann. Langsam stellt sich die Frage: Wo ist die Grenze? Sind hier noch die Werte, die dem Sport inne wohnen eingehalten?
Über das Verhalten im Rennen von Skatern untereinander, die teilweise auch im Rennverlauf einen Umgang pflegen, der nicht dem Regelwerk entspricht und nicht geprägt ist von sportlicher Fairness möchte ich in diesem Artikel nicht sprechen.
Es stellt sich langsam die Frage: Wollen wir dies Verhalten dulden oder wollen wir gemeinsam dafür eintreten, dass wir uns auf die Werte des Sports verständigen? Aus meiner Sicht kann es nur sein, dass wir uns gemeinsam auf diese Werte besinnen und das Motto der Special Olympics leben: “ Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, dann will ich mein Bestes geben!“ Wenn wir dieses Leitsatz wieder in unseren Rennen leben und die Skater sich nicht überlegen, wie kann ich das Regelwerk ausnutzen, damit ich persönlich einen Vorteil habe, aber die anderen Teilnehmer müssen dann halt Nachteile erdulden. Dann können wir wieder faire und sportliche Rennen haben. Das Traurige bei dieser ganzen Entwicklung ist, dass ein paar „schwarze Schafe“ den Ruf und den Geist einer Sportart gefährden. Sie binden die Arbeitskraft der Schiedsrichter ein, obgleich die Schiedsrichter eigentlich andere Aufgaben wahrnehmen müssen. Zwar ist die Einhaltung der Regelwerke ihre Aufgabe, aber hier sind andere Prioritäten gesetzt als sie im Moment abgearbeitet werden, da einige Skater meinen, dass sie durch egoistisches Verhalten die Gemeinschaft behindern.
Wie schön Wettbewerbe sind, wenn sich die Sportler an die Regeln halten, hat sich gezeigt bei den Altersklassen Meisterschaften, wenn die AK sich darauf verständigt hat, dass sie gemeinsam die Grundwerte des Sports akzeptiert, dann dürfen die Skater, die Schiedsrichter, die Trainer und Betreuer sowie die Zuschauer sportlich spannende Wettbewerbe erleben, die die Faszination dieser Sportart zeigen und nur Werbung für das Inline Skating sind. Leider kann ich nur einen Appell an die Skatergemeinschaft richten, dass sie sich dieser Werte besinnt, damit wieder die Werte des Sports gelebt werden können! Mir ist durchaus bewusst, dass nicht alle Skater diese Werte vergessen haben und auf diese Vorbilder hoffe ich, damit sie uns helfen diese Werte wieder zu leben.


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